Tag sechs

 Kilometer 100,3 bis 125,9

Frohnau bis Mitte

hin: Gollanczstraße (S1 Frohnau) und weg: Schwartzkopfstraße (U6)

Gut eine Woche ist vergangen und ich bin zurück auf dem Mauerweg. Die Temperaturen sind längst nicht mehr so "unnovemberlich" wie beim letzten Mal, aber wenigstens regnet es nicht. Der nördlichste Norden ist gefühlt sehr weit weg, ebenso die Erinnerung an die Zeit vor 1989.

Nicht nur die Mauer ist hier nicht mehr zu sehen. Zwischen Blankenfelde und Lübars ist der Boden noch anders belastet. Hier war von 1941 - 44 das Krankenlager für "arbeitsunfähige Ostarbeiter". Katastrophale Bedingungen. 700 Tote. 

Nur 500 Meter entfernt, das totale Idyll "Tegeler Fließ" mit verwunschenene Bächen, Sümpfen und Seen. Dass es hier lange Strecken über lästiges Kopfsteinpflaster geht - geschenkt.

Am gefühlten Eingang zur belebten Stadt wartet dann Kunst. Aber was hat dieses federlose Federvieh am Rand des Märkischen Viertels mit der Mauer zu tun? Immerhin: Es sieht hübsch aus.

Jetzt ist es nicht mehr weite bis zur Bornholmer Straße. Was war am 9. November eigentlich unter der Brücke los?

Hinter dem Mauerpark, an der Bernauer Straße, denke ich: "Was ein Glück, dass ich um eine Woche verschieben musste."

 Allerdings frage ich mich, was Wolf Biermann mit der Bernauer Straße zu tun hat. Hier geht es doch nur um eins: um die Mauer.

So sah sie aus. So dient sie den Touristen jetzt als Fotomodell.		Hier ging sie lang, hier sprangen Menschen verzweifelt aus ihren Fenstern Richtung Westen.

Andere wenige hatten mehr Glück und schafften es in einem der Fluchttunnel Richtung Westen. Auch davon gab es in der Bernauer Straße gleich mehrere. Ich verlasse die Gedenkstätte Richtung Süden und überlege an der Chausseestraße einen Moment zu lange. Weiterlaufen bis zum Ende oder Schluss für heute? Schluss für heute! Ich bin langsam erschöpft und für den kleinen Rest durch die geteilte Innenstadt wäre ich gerne ganz wach. Also war es das, und ich freue mich auf den krönenden Abschluss.